Gewohnheiten – wir alle kennen sie
Manchmal sind sie unser Freund,
Manchmal scheinbar ein lästiger Feind
Oft haben wir uns GEMÜTLICH in unseren Gewohnheiten eingerichtet. Sie geben uns ein Gefühl von HALT – von SICHERHEIT. Dieser Halt ist nur scheinbar hilfreich für uns. Vor allem bringen uns Gewohnheiten dazu, uns nicht aus unserer „Komfortzone“ herauszubewegen oder diese zu erweitern. Es scheint ja erst einmal alles in Ordnung zu sein.
Kleine unspürbare Gewohnheiten:
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Die Art wie wir aufstehen
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Welches Gefühl wir am Morgen in den Tag nehmen
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In welcher Reihenfolge wir uns am Morgen durch unsere Wohnung bewegen, bis wir parat für den Tag sind
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Was wir wann essen
Diese Gewohnheiten ziehen sich durch bis in den Abend und die Nacht hinein. Wir hinterfragen diese in der Regel nicht. Wir tun und bewegen uns einfach so, wie wir es immer schon taten, weil wir es eben immer schon taten.
Andere Gewohnheiten können die Art und Weise sein, wie wir auf Dinge und Menschen reagieren. Wenn z. B. jemand seine Meinung äussert, wie reagiert man darauf?
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Ist es vielleicht einfach eine Gewohnheit im Kopf und im Verstand, alles in Frage zu stellen, wenn jemand anders seine Meinung äussert?
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Ist es Gewohnheit sich dagegen zu wehren und direkt mit der Gegenargumentation zu reagieren?
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Geht man womöglich direkt in die Verteidigungsposition über – in eine Art Kampfmodus?
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Oder gibt man vielleicht gleich auf, weil man merkt, dass der andere allem Anschein nach viel besser vorbereitet ist mit seinen Argumenten?
Auch das sind Gewohnheiten. Dinge, die wir tun, weil wir sie immer schon so tun. Am Deutlichsten wird es, wie sehr man daran gewohnt ist, in einer bestimmten Art und Weise zu reAgieren, wenn man ganz bewusst versucht es anders zu machen.
Dazu habe ich ein paar wundervolle Erfahrungen, die ich selbst gemacht habe, auf meinem Weg.
Erfahrung 1 – ein Beispiel für Alltagsgewohnheiten:
Ich liebte Käse. Käse zu essen, war mein Leben! Immer und überall machte ich mir an jedes Gericht Käse und das in einer grossen Menge. Obwohl mir Käse schon lang nicht gut tat. Mein Bauch hatte sich dazu bereits des öfteren geäussert. Der Wunsch mein Essverhalten zu verändern war gross. Also ging ich es an, auch wenn es einen Teil in mir gab, der sich dagegen versuchte zu wehren.
Einfach aufhören ging in meinem Kopf nicht. Ich hatte mich so sehr daran gewöhnt und konnte es mir nicht vorstellen, auf Käse verzichten zu können.
Mir war damals bereits bewusst, dass ich eine solche tief verankerte Gewohnheit nur ohne Druck dauerhaft lösen konnte. Ich sprach mir KEIN Verbot aus und es war in Ordnung für mich, wenn ich wieder einmal Käse ass. Bald spürte ich, dass ich Käse gar nicht „brauchte“, wie ich es geglaubt hatte. Und so konnte ich ganz darauf verzichten.
Wenn wir uns bewusst sind, was eine Gewohnheit ist und dass diese uns nicht gut tut, haben wir bereits einen grossen Schritt geschafft.
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Ich hatte verstanden, warum es gut war, die Gewohnheit zu ändern.
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Ich verurteilte mich nie dafür, wenn ich auf meine Gewohnheit zurückgriff.
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Ich zog es weiter durch, weil mir bewusst war, warum ich es ändern wollte.
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Ich feierte kleine Erfolge für mich selbst. Ich freute mich über meine Erfolge.
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Bis heute gibt es für mich kein Verbot und dennoch ist das Interesse überhaupt nicht mehr vorhanden.
Eine ähnliche Herangehensweise hatte ich bei verschiedenen Gewohnheiten meines Kindes wie z. B. Windeln, Nuggi, Stillen.
Erfahrung 2 – ein Beispiel für Verhaltensmuster
Mir fiel es schwer in bestimmten Situationen bestimmten Menschen zuzuhören – wirklich zuzuhören. Ich war stets auf Konfrontation aus. Immer wieder baute ich in meinem Kopf meine Argumentationskette zusammen, noch während der andere sprach. Damit konnte ich dem anderen nie wirklich zuhören.
Ich hatte ein Gefühl mich verteidigen zu müssen. Ich dachte, ich müsse mein Geschlecht / meine Grösse / mein Unwissen – was auch immer – kompensieren, indem ich den anderen verbal an die Wand redete.
Irgendwann erkannte ich, dass ich mir damit selbst im Wege stand und wollte das gern ändern. Ich fing ganz bewusst an meinem gegenüber zuzuhören – egal wo – egal wann. Ich hatte verstanden, dass wenn der andere mir etwas erzählen wollte und ich auch etwas erzählen wollte, ich versucht war mir mit allen Mitteln Gehör zu verschaffen. Man fällt dem anderen vielleicht ins Wort, ist in Gedanken nur bei sich und gibt dem anderen gar nicht den Raum und die Möglichkeit wirklich zu sprechen. Damit verwehrt man sich aber auch die Chance ganz und gar etwas Neues zu erfahren und sein gegenüber wirklich kennenzulernen.
Eines Tages sprach jemand mit mir über ein Thema, bei dem ich wie automatisch in meinen Kopf ging und begann meine Argumentationskette zusammenzustellen. Auf den Weg in meinem Kopf bemerkte ich, dass ich es tat und stoppte mich selbst, kehrte zurück in mein Herz und mit meiner Aufmerksamkeit kam ich voll und ganz beim Anderen an. Ich hatte den Weg erstmals ganz bewusst bemerkt und war ganz bewusst den Weg wieder zurück gegangen. So erfuhr ich, dass ich eine andere Sichtweise erleben durfte, dort eintauchen konnte und etwas für mich mitnehmen konnte. Und das ist eines der Geschenke, die unser miteinander für uns bereithält.
Ich hatte mich ganz für den anderen geöffnet, konnte ganz seine Energie wahrnehmen, konnte ganz aufnehmen und annehmen, was mir der andere sagte, was nicht bedeutet, dass ich seine Meinung übernahm. Es ging lediglich darum zuzulassen, dass neben meiner Meinung eine Zweite Platz hatte und eine Dritte usw.
Danach tauchte ich noch einige Male während Gesprächen in meinen Kopf und konnte oft wieder dort auftauchen, um ganz beim anderen anzukommen. Es war ein Weg und ich verurteilte mich immer weniger, wenn es mal nicht funktionierte.
Was geschah also?
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Ich erkannte, dass ich ein Muster hatte, dass mir mehr im Weg stand als mir zu helfen.
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Ich beobachtete was in mir passierte.
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Ich wurde mir bewusst, dass ich das so NICHT wollte.
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Ich übte ganz bewusst eine hilfreiche Form im miteinander.
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Ich wurde mir bewusst, wenn ich in mein Muster fiel – zunächst nachdem die Situation bereits vorbei war, später während dessen und dann kurz bevor ich den Schritt in mein Muster gehen wollte.
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a. Ich feierte, wenn ich kleine Schritte nach vorn kam.
b. Ich verurteilte mich nicht, wenn ich in mein altes Muster hineinfiel. Und wenn ich es tat konnte ich mich rasch erinnern, liebevoll mit mir selbst zu sein und die Verurteilung beiseite zu lassen.
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Ich geniesse, dass ich einen für mich solch grossen Schritt gegangen bin.
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Ich liebe Veränderungen.
Immer wieder gab und gibt es Situationen, die mich an solche Muster erinnern.
Resümee
Die Herangehensweise ist immer ähnlich. Das Wichtigste, wenn wir Gewohnheiten verändern wollen, ist dass wir uns nicht unter Druck setzen und uns dennoch bewusst sind, dass wir etwas verändern möchten. Hilfreich dafür ist, wenn wir uns oder z. B. unserem Kind sagen, warum es gut sein könnte, etwas zu verändern.
- Nachdem ich mir bewusst wurde, dass es da ist, verurteilte ich mich dafür.
- Dann wurde mir bewusst, dass es nichts bringt mich zu verurteilen.
- Also nahm ich in Liebe an, dass ich Teile in mir hatte, die ich nicht mochte und hörte auf sie auszuklammern.
- Dann begann ich daran zu arbeiten, bewusst und unbewusst.
- Ich nahm die "unliebsamen" Teile in meine Liebe auf. Ich liess sie Teil von mir werden und dann
- begann ich zu üben und mit jeder "Übungseinheit" wurde es leichter, freier - bis ich mir bewusst war,
- dass sich etwas verändert hat in mir, in meinem Verhalten, in meinem Sein.
Von Herzen
Tanya
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